Inside A.Vogel

Von Tropfen, Tabletten & Co.

Unterschiedliche Arzneiformen bei A.Vogel und ihre Wirksamkeit


Andrea Pauli, M.A.


01. September 2021

Galenik

Von den (pflanzlichen) Wirkstoffen hin zum wirkungsvollen Medikament: Das ist eine Wissenschaft für sich. Die Galenik, die Lehre von den Arzneiformen (benannt nach dem griechischen Arzt Galen, 2. Jhdt.) respektive die galenische Formulierung befasst sich mit Prinzipien der Vorbereitung und Zusammensetzung von Arzneimitteln sowie mit der Optimierung der Resorption (Aufnahme der Wirkstoffe). Also damit, ob Tropfen, Tabletten, Kapseln oder Spray die jeweils geeignete Form sind, um Wirkstoffe zu verabreichen und dazu zu bringen, in den Teil des Körpers zu gelangen, in dem sie benötigt werden. Nicht unerheblich ist auch, welche Träger- bzw. Hilfsstoffe dabei eingesetzt werden.

In Form gebracht für bessere Wirkung

Doch wozu das alles? Warum benötigt man überhaupt galenische Formen? Könnte man nicht einfach die betreffende Heilpflanze kauen? Nun, im Winter ist das schon mal ein Problem, da ist Echinacea purpurea z.B. gar nicht frisch verfügbar. Ein viel wichtigerer Grund aber ist: «Ein Arzneimittel hat die Eigenschaft, dass die wirksamen Prinzipien dieser Pflanze darin konserviert und verfügbar gemacht sind. Zudem ist es leicht anwendbar», erklärt Andreas Leng, Leiter Produktentwicklung International bei A.Vogel. Schliesslich möchte man doch eine gleichbleibende, sichere und verlässliche Wirkung haben!

Oberflächlich betrachtet, könnte man vielleicht meinen, Tropfen seien wirksamer. Sie scheinen ja der aus Frischpflanzen gewonnenen Tinktur viel ähnlicher als z.B. Tabletten. Doch die Herstellungsprozesse sind dank schonender Verfahren bei A.Vogel so optimiert, dass es gelingt, Frischpflanzenqualität auch in Tabletten oder Kapseln zu erhalten.

Und so ist es eher eine Frage der individuellen Befindlichkeit, ob man sich nun für Tröpfli oder Tabletten entscheidet. «Bei Tropfen ist die Wirksamkeit gut konserviert. Tropfen zählen bei A.Vogel, mit zur 'urtümlichsten' Arzneiform. Doch sie haben auch Bestandteile, die nicht jedem passen, etwa Alkohol. Bisweilen ist auch der Geschmack von Tropfen schwierig bzw. dass man sie zählen muss oder mit Wasser verdünnen», so Andreas Leng. So betrachtet, sei die Tablette doch komfortabler, «da hat man eine Einzeldosierung, die kann man kauen oder schlucken und zudem schmecken sie besser», erklärt er am Beispiel Echinacea.

Mitunter gibt ein Inhaltsstoff aber auch mehr oder weniger die galenische Form vor, etwa beim Sägepalmenextrakt, gewonnen aus der Sabal-Frucht. «Der Extrakt hat einen sehr charakteristischen Eigengeschmack, der nicht von allen geliebt ist, sehr gewöhnungsbedürftig», gibt Andreas Leng zu bedenken. Die Weichkapsel ist für den fettlöslichen, öligen Extrakt in diesem Fall die beste Darreichungsform – und sie lässt sich relativ mühelos schlucken.

Ein weiteres Beispiel: Da der Wirkstoff Aescin (aus der Rosskastanie) den Magen reizen kann, muss ein Schutz her – in diesem Fall ist eine magensaftresistente Filmtablette die optimale Darreichungsform.

Hilfsstoffe immer wieder überprüfen

Feste galenische Formen wie Tabletten benötigen bei der Herstellung Träger- bzw. bestimmte Hilfsstoffe. «In der Homöopathie und in früheren Arzneimitteln war Laktose das Mittel der Wahl», so Andreas Leng. Angesichts vieler Unverträglichkeiten heute achte man bei A.Vogel darauf, «dass wir etwas nehmen, das Laktose ähnelt und ebensolche Eigenschaften hat und zugleich gesundheitlich unbedenklich ist. Zuckeralkohole wie Sorbitol und Mannitol können da eine Alternative sein», so seine Einschätzung – gleichwohl haben auch damit manche Leute bereits gesundheitliche Probleme. «Wir sind also immer daran, zu schauen: Was gilt als sicher, was empfehlen die Behörden, worüber berichten die Medien, welche Tendenzen gibt es z.B. in Userforen. Wir behalten also kritisch diskutierte Stoffe sehr genau im Blick und beraten, wie wir aus wissenschaftlicher Sicht dazu stehen», gibt der Leiter Produktentwicklung International Einblick in die Arbeit seiner Abteilung.

Grundsätzlich sei es sinnvoll, möglichst naturbelassene Zutaten bei den Hilfsstoffen zu verwenden. Gleichwohl kommen auch Produkte mit E-Nummern zum Einsatz. «Dass etwas eine E-Nummer hat, ist nicht immer nur unbedingt schlecht», betont Andreas Leng. Denn der Vorteil sei, dass damit ein gewisser Standard definiert ist. «Wenn ich etwas von dem Rohstoff kaufe, ist eine bestimmte Reinheit garantiert, es ist vorgegeben, welche Qualität dieser Rohstoff haben muss. So weiss man, dass man ein sauberes Produkt bekommt – anders als wenn man z.B. ein nicht näher definiertes getrocknetes Kürbispulver aus Asien bestellt.»

Tinkturabfüllung bei A.Vogel

 

Bioverfügbarkeit und traditionelles Wissen

Vorausgesetzt, (pflanzliche) Arzneimittel werden sachgemäss verabreicht, sollten die wirksamen Inhaltsstoffe im Körper des Patienten in der richtigen Menge und zur richtigen Zeit am richtigen Wirkungsort verfügbar sein. Man spricht dann von Bioverfügbarkeit (im Gegensatz zur galenischen Verfügbarkeit; darunter versteht man die Geschwindigkeit und das Ausmass, mit denen ein Arzneistoff aus einer Arzneiform freigesetzt wird).

Es sei generell schwierig, bei Phytopharmka (pflanzlichen Arzneimitteln, Naturheilmitteln) mit dem Begriff Bioverfügbarkeit zu argumentieren, da man es in der Regel mit Vielstoffgemischen zu tun habe. Darum sind die pflanzlichen Arzneimittel in puncto Bioverfügbarkeit nicht so systematisch untersucht. «Wir kommen von einer traditionellen Anwendung und verfügen über eine langjährige Beobachtung – auch, was die Sicherheit der Präparate betrifft», erläutert Andreas Leng.

Dieses traditionelle Wissen kann als Massstab gelten: Werden bestimmte Arzneistoffe immer wieder für bestimmte Beschwerden eingesetzt und beobachtet man dabei dauerhaft positive Effekte, «dann kann man davon ausgehen, dass die Einnahme sinnvoll ist», so Andreas Leng.

Bei A.Vogel hat man aber auch in Studien nach der Einnahme eines speziellen Echinacea-Produktes den Alkamid*-Gehalt im Blut gemessen. Es zeigte sich bei der Einnahme einer bestimmten Menge des Präparats ein erhöhter Spiegel im Blut, was zeigt, dass gewisse Stoffe sich durchaus auch im Blut nachweisen lassen. Als allgemeine Faustregel, so Andreas Leng, könnte auch gelten: Pflanzliche Substanzen, die gut wasserlöslich seien bzw. sich bei 40-60 Prozent Alkohol gut lösen, gingen in der Regel auch gut in den Körper über.

Die Bioverfügbarkeit beeinflussen zu wollen, z.B., indem man ein Präparat spritzt, kann aber zu Lasten der Sicherheit gehen. «Wir bei A.Vogel bleiben da lieber nahe an der ursprünglichen Darreichung und Anwendung», betont Andreas Leng. «Denn man kann auch Pflanzen falsch anwenden.»

*Alkamide besitzen zahlreiche immunmodulatorische und entzündungshemmende Eigenschaften.

 

Mehr lesen: Phytotherapie (Pflanzenheilkunde): A.Vogel Dossier

Gesprächspartner

Andreas Leng

Leiter Produktentwicklung International

Apotheker, Dr. sc. nat

seit 2011 bei A.Vogel

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