Wundermittel Weizengras? Weizengrassaft ist beliebt als Zutat für Smoothies oder Basen-Drinks. Inhaltsstoffe, Herkunft und Besonderheiten einer interessanten Kulturpflanze.
Autor: Tino Richter
Die Verwendung von Weizengras ist schon vor 5000 Jahren im alten Ägypten und in frühen Kulturen Mesopotamiens belegt. Auch im China des 14. Jahrhunderts vertraute man auf die "blutreinigende Wirkung" des Safts. Die Verwendung von Weizengrassaft in der westlichen Welt begann aber erst in den 1930er-Jahren und hängt eng mit den Personen Dr. Charles Schnabel und Dr. Ann Wigmore zusammen.
Schnabel war ein Agrar-Chemiker, der mit Weizengras versuchte, junge, kranke Hennen zu heilen. Sein Experiment konnte zeigen, dass die mit frisch geschnittenem Weizengras gefütterten Tiere sich nicht nur erholten, sondern auch mehr Eier legten als zuvor.
Die dem Weizengras zugeschriebene „entgiftende“ Wirkung im Rahmen einer Rohkost-Ernährung wurde vor allem von Ann Wigmore propagiert. Allerdings fehlen bis heute hierzu eindeutige Belege aus der Forschung. Nichtsdestotrotz scheint Weizengras eine anregende Wirkung auf den Zellstoffwechsel und den Sauerstofftransport zu haben.
Weizengras enthält sehr viel Chlorophyll, alle essenziellen Aminosäuren sowie den Mineralstoff Kalium und Spurenelemente (Eisen, Mangan, Kupfer, Zink, Selen), Vitamine (E, C und Provitamin A) und Enzyme. Aminosäuren sind Bestandteile von Proteinen, essenzielle Aminosäuren sind jene, die der Körper nicht selbst herstellen kann, so z.B. Arginin, Lysin oder Tryptophan. Erhält der Körper keine essenziellen Aminosäuren, kann er bestimmte Proteine nicht mehr bilden.
Leider gibt es auch viele verwirrende Angaben über die tatsächlichen Inhaltsstoffe von Weizengras, denn oft ist unklar, ob bei den Untersuchungen Weizengras-Pulver, Weizengras oder Weizengrassaft verwendet wurde. Weizengrassaft entsteht, wenn die jungen Triebe von Weichweizen (Triticum aestivum) geerntet und dann gepresst werden. Wird dem Weizengras vorher noch das Wasser entzogen und getrocknet, entsteht das Pulver.
Eindeutig falsch sind Meldungen, wonach frisch gepresster Weizengrassaft viel Eiweiss enthalte: Weniger als 1 Gramm pro 28 Gramm Eiweiss lässt sich in Weizengrassaft nachweisen, viel weniger als z.B. in Erbsen, Linsen, Sojabohnen oder Lupinen. Im Weizengras-Pulver sind jedoch wiederum viel höhere Werte an Eiweiss enthalten, da hier bei der Messung nicht das im Saft enthaltene Wasser berücksichtigt wird. Die Eiweiss-Konzentration ist daher viel höher.
Aufgrund der ausgewogenen Zusammensetzung an Aminosäuren, liefert Weizengrassaft aber eine sehr gute biologische Wertigkeit, d.h. je höher die Wertigkeit, desto mehr körpereigenes Eiweiss kann gebildet werden. Für Sportler dürfte Weizengras daher besonders empfehlenswert sein.
Folgende Inhaltsstoffe sind in Weizengrassaft enthalten:
Nährstoff | pro 38.35g |
Eiweiss | 860 mg |
Betacarotin | 120 IU |
Vitamin E | 880 mµg |
Vitamin C | 1 mg |
Vitamin B12 | 0.30 mµg |
Phosphor | 21 mg |
Magnesium | 8 mg |
Kalzium | 7.2 mg |
Eisen | 0.66 mg |
Kalium | 42 mg |
Quelle: Meyerowitz, Steve (April 1999). "Nutrition in Grass". Wheatgrass Nature's Finest Medicine: The Complete Guide to Using Grass Foods & Juices to Revitalize Your Health (6th ed.). Book Publishing Company. p. 53. ISBN 1-878736-97-3.
Entgegen anderslautenden Behauptungen, enthält Weizengras auch kein oder nur sehr geringe Mengen an Vitamin B12, da dieses von Pflanzen selbst nicht hergestellt wird. Forscher vermuten, dass Nachweise dieses Vitamins von Bakterien stammen müssen, die auf diesen Pflanzen leben.
Weitere Informationen finden Sie hier: