Umweltbelastungen, pflanzeneigene Giftstoffe, schädliche Beikräuter – in Anbau und Verarbeitung von Heilpflanzen kann man gar nicht gut genug aufpassen, um am Ende ein wirklich hochwertiges Arzneiprodukt abliefern zu können. Weshalb das Labor bei A.Vogel von Anfang an eine sehr wichtige Rolle im Herstellungsprozess spielt.
Bereits vor der Verarbeitung wird der Rohstoff nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft und nach geltenden behördlichen Vorgaben auf Inhaltsstoffe, Reinheitsparameter und Kontaminanten geprüft. In puncto Kontaminanten vertraut das A.Vogel-Laborteam um Reto Brunschwiler, Leiter Qualitätskontrolle, dabei zunächst einmal auf die Kollegen aus dem Anbau: „Die machen ihren Job sehr gut, das zeigen unsere Daten". Unerwünschte Beikräuter werden also vor und während der Ernte auf den Feldern in Roggwil TG dingfest gemacht (Stichwort: akribisches Jäten) und dann auch gleich im Labor bestimmt. Warum ist das so wichtig?
Scharfer Blick auf Kontaminanten
Nehmen wir das Beispiel Pyrrolizidinalkaloide (kurz: PA). Schwieriges Wort, tückische Wirkung: PA sind Pflanzeninhaltsstoffe, die nach Einnahme die Gesundheit, besonders die Leber schädigen können. Ob Kreuzkraut, Huflattich oder Natternkopf: In etwa 350 Pflanzenarten wurden bislang weltweit PA nachgewiesen. Durch das ungewollte Miternten von PA-haltigen Pflanzenteilen und Samen („Unkraut") können die heiklen Stoffe dann eben auch in Heilmittel gelangen. Also gilt es, PA-haltige Problempflanzen rechtzeitig zu erkennen: „Jeder Pflanzeneingang wird sorgfältig überprüft, ob er bekannte Beikräuter enthält, die das Gift in sich tragen, erklärt Gabriela Rohr, Leiterin des Qualitätsmanagements.
Prüfung auf Beikraut nach der Ernte von Hypericum (Johanniskraut)
Die Crux bei der Sache mit den PA-haltigen Pflanzen ist: Man möchte im Bioanbau ja, abgesehen vom Verzicht auf Herbizide, gerade die Artenvielfalt fördern. „Für die Kulturpflege sind Beikräuter von Bedeutung und nicht durchweg nur schlecht", gibt Rohr zu bedenken. „Der Vorteil bei uns ist, dass wir Frischpflanzen verarbeiten, so können wir schon auf dem Erntewagen erkennen, was Heilpflanze und was Beikraut ist", sagt Reto Brunschwiler. Das ist ein wichtiges Kriterium, etwa im Vergleich zu Herstellern, die Pflanzenpulver einkaufen (und damit unter Umständen die Katze im Sack). Nicht nur aus gesundheitlichen Aspekten sind risikominimierende Massnahmen mit Blick auf PA wichtig: „Sie sorgen auch dafür, dass wir nicht etwa kontaminierte Chargen wegwerfen müssen", gibt Brunschwiler zu bedenken.
„Wir haben bislang 220 Risikoanalysen von den unterschiedlichsten, für uns wichtigen Pflanzen und Produkten gemacht und wissen somit, wo die Problempflanzen sind", erläutert Gabriela Rohr. Dieses Wissen gibt man natürlich auch an die Vertragspartner weiter, die für A.Vogel Heilpflanzen anbauen. „Gerade bei Hypericum (Johanniskraut) wissen wir, dass wir genau hinschauen müssen, da ist das ähnlich aussehende Kreuzkraut ein mögliches Problem", so Rohr.
Schwermetalle gut im Griff
Eine relative Zuversicht herrscht hinsichtlich Schwermetallen: „Die sind vermeidbar, der Eintrag solcher Stoffe ist gut kontrollierbar", so die Erfahrung von Reto Brunschwiler. Aktuell hat man besonders Quecksilber, Arsen, Cadmium und Blei im Blick. Entsprechende Massnahmen sind: Düngung rechtzeitig einstellen, Eigenkontrolle des Komposts, akribische Untersuchung der Wildsammlung. Auch dem Boden wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt: „Problematisch kann es sein, wenn der Boden mit Sand aufgelockert wird, dann muss man genau prüfen, woher dieser Sand kommt", betont Gabriela Rohr.
Das Labor von A.Vogel veranlasst auch schon mal Bodenprüfungen auf Schwermetalle. „Mindestens einen Eingang pro Lieferant pro Jahr analysieren wir auf alle Rückstände», berichtet die Leiterin Qualitätsmanagement. Das wissen auch die Heilpflanzenlieferanten/Vertragsbauern zu schätzen. „Die sind natürlich interessiert an solchen Daten, denn die Analysen sind recht teuer, das beauftragt ein Bauer nicht einfach so für sich", weiss Rohr. Die Vertragspartner weisen die teuren Analyseresultate auch gerne bei ihrer jeweils eigenen, jährlichen Bio-Inspektion als Monitoring-Daten vor.
Problematische Pestizide
Heikel sind die Pestizide: Da kann man noch hingebungsvoll Bioanbau betreiben – setzen im Umfeld Gärtner oder Bauern die sogenannten Pflanzenschutzmittel (Fungizide, Herbizide, Insektizide) ein, können die ungewollt eben auch auf den Feldern von A.Vogel landen bzw. durch den Wasserkreislauf die Heilpflanzen beeinträchtigen. Das nennt sich Querkontamination – denn man baut ja nicht unter einer Schutzglocke an, sondern in der Regel unter freiem Himmel.
A.Vogel hat diverse Labore unter Vertrag, die auf 500 bis 600 Pestizide testen. Reto Brunschwiler überprüft jeweils, dass die dabei verwendeten Methoden geeignet und die angewendeten Limiten korrekt sind. Gemeinsam mit dem Qualitätsmanagement von A.Vogel interpretiert er dann die Resultate der externen Labore. „So haben wir einen grossen Abdeckungsgrad hinsichtlich möglicher Kontaminationen gewährleistet", erklärt der Leiter Qualitätskontrolle.