Es ist wie verhext! Eine oder zwei Erkältungen pro Jahr waren früher normal. Aber seit einiger Zeit scheinen Schnupfen und Husten Dauergäste zu sein. So geht es vielen Frauen in den Wechseljahren. Verantwortlich dafür sind verschiedene Effekte. Die Schleimhäute werden trockener und Beschwerden wie Hitzewallungen sowie die damit verbundenen Schweissausbrüche sorgen dafür, dass man sich viel leichter einen Infekt holt. Ausserdem ist bei vielen Frauen durch Stress und Schlafstörungen auch das Immunsystem nicht richtig fit.
Autorin: Annette Willaredt
Eine Erkältung ist eine Infektion der oberen Atemwege. Sie tritt vor allem in der kalten Jahreszeit auf. Der Grund dafür ist aber weniger Kälte selbst. Im Winter hält man sich viel häufiger in geschlossenen Räumen auf. Und ob im Büro, im Kaufhaus oder in öffentlichen Verkehrsmitteln – überall tummeln sich jede Menge Viren. Nicht leicht, ihnen aus dem Weg zu gehen. Die Ansteckung erfolgt per Tröpfcheninfektion. Wenn bereits Erkrankte husten oder niesen, landen die Erreger in der Luft oder auf Gegenständen wie Türgriffen. Atmet man sie direkt ein oder berührt man nach dem Kontakt mit einem infizierten Gegenstand Nase oder Mund, dann kann es passieren: Die Viren landen auf den Schleimhäuten von Mund, Nase und Rachen. Krank werden muss man deshalb nicht. Schleimhäute sind mit einem guten Abwehrmechanismus ausgestattet. Sie produzieren einen Schleim, der schädliche Stoffe festhält. Die feinen Flimmerhärchen, mit denen alle Schleimhaut-Zellen ausgestattet sind, transportieren diese Sekret-Erreger-Mischung dann Richtung Rachenraum. Dort wird alles verschluckt und vom sauren Magensaft unschädlich gemacht.
Durch den sinkenden Östrogenspiegel in den Wechseljahren werden bei den meisten Frauen die Schleimhäute allerdings trockener. Ihr Selbstreinigungs-Mechanismus funktioniert deshalb viel schlechter. Viren haben es so leichter, in das Gewebe einzudringen, sich zu vermehren und eine Erkältung auszulösen. Auch Folgeerkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen oder Bronchitis treten häufiger auf, weil auch die Schleimhäute in den Nebenhöhlen, der Luftröhre und den Bronchien anfälliger sind. Um gegenzusteuern, sollten Frauen deshalb darauf achten, dass die Raumluft immer gut befeuchtet ist. Schon eine Schüssel Wasser auf der Heizung bringt sehr viel. Reichlich trinken schenkt den Schleimhäuten Flüssigkeit von innen. Mindestens zwei Liter Tee oder Wasser am Tag sollten es sein. Zusätzlich können Nasenspülungen mit einer Kochsalzlösung die Schleimhaut reinigen und widerstandsfähiger machen. Dazu löst man 4,5 Gramm Salz in einem halben Liter lauwarmem Wasser auf. Vorsicht: Man sollte reines Kochsalz verwenden ohne Zusätze von Fluor, Jod oder Rieselhilfen. Die Lösung soll in der Nase nicht brennen. Alternativ gibt es vorportionierte Salzpräparate in der Apotheke. Spülungen kann man zwei- bis dreimal pro Woche machen. Hat man viel mit erkälteten Menschen zu tun, sollte man sie sogar täglich durchführen. Wichtig ist für Frauen, die zu Infekten neigen, ausserdem eine gute Versorgung mit Zink. Dieses Spurenelement ist notwendig bei jeder Zellteilung – und die Schleimhäute zählen zu den Geweben mit einer sehr hohen Teilungsrate. Intakte Schleimhäute sind aber die Voraussetzung, um Viren Paroli zu bieten. Zink steckt reichlich z.B. in Vollkornprodukten, Haferflocken, Hülsenfrüchten, Paranüssen, Rindfleisch und Hartkäse wie Emmentaler.
Häufige Erkältungen können ausserdem die direkte Folge von typischen Wechseljahres-Beschwerden sein. Viele Frauen haben mit Hitzewallungen und den damit verbundenen Schweissausbrüchen zu kämpfen. Nicht selten sind sie in Minuten nassgeschwitzt. Das geschieht auch nachts. Schiebt man dann die Decke weg, kann es sein, dass der Körper schon sehr ausgekühlt ist, bis es die Schläferin merkt. Das setzt die Widerstandskraft gegen Erreger deutlich herunter. Helfen kann Betroffenen zum Beispiel Frauenmanteltee, der den Hormonhaushalt ausgleicht und so der „fliegenden Hitze“ entgegenwirkt. Gegen das Schwitzen hat sich auch Salbei bestens bewährt. Entsprechende Präparate in Tablettenform sind in Apotheken und Drogerien erhältlich. Gut tut den Frauen außerdem viel Bewegung, weil so der Kreislauf und die Blutgefäße trainiert werden.
Auch das Immunsystem „schwächelt“ bei vielen Frauen in den Wechseljahren. Ob daran die hormonellen Schwankungen schuld sind, ist noch nicht abschliessend geklärt. Sicher ist allerdings, dass die in dieser Lebensphase häufig auftretenden Schlafstörungen Stress für den Körper bedeuten.
Das beeinträchtigt auch die Abwehrkräfte. Auch die Veränderungen, die ihr Organismus gerade durchmacht, ist für viele Frauen eine Belastung. Dazu kommen oft auch äussere Faktoren wie der Auszug der Kinder, die Pflegebedürftigkeit der Eltern oder Probleme in Beziehung oder Partnerschaft, die schwer zu verkraften sind. Wie sehr solche Probleme das Immunsystem schwächen können, zeigt ein eindrucksvoller Versuch eines US-Wissenschaftlers. Er befragte knapp 400 Gesunde über ihre Gefühle und krisenhafte Ereignisse im Leben wie eine Scheidung, der Tod eines nahestehenden Menschen etc. Dann wurde allen eine Lösung mit Schnupfenviren in die Nase getropft. Die Probanden mussten sich nun für fünf Tage quasi in Quarantäne alleine in einem Hotelzimmer aufhalten. Danach konnte man feststellen: Von den psychisch gestressten Teilnehmern waren 47 Prozent erkältet, von den entspannten nur 27 Prozent.
An seelischen Belastungen kann man oft nicht sofort etwas ändern. Aber das Immunsystem lässt sich wirkungsvoll unterstützen. Noch mal kommt hier Bewegung ins Spiel. Täglich an die frische Luft gehen und z.B. Walken, Joggen oder Radfahren sorgt für den Abbau von Stresshormonen und wirkt ausgleichend auf den ganzen Organismus. Ebenfalls wichtig ist die Ernährung. Zu empfehlen ist eine möglichst abwechslungsreiche Kost mit viel Obst und Gemüse, um die Versorgung mit Vitaminen zu sichern. Zahlreiche Studien belegen zudem, dass Vitamin D für die Funktion des Immunsystems unentbehrlich ist. Es regt die Produktion von Abwehrzellen an. Weil die Substanz von der Haut nur bei Bestrahlung mit Sonne gebildet wird, kann es im Winter leicht zu einem Mangel kommen. Nennenswerte Mengen Vitamin D finden sich vor allem in fettem Seefisch wie Lachs oder Makrele. Wer das nicht mag, kann zu Präparaten aus der Apotheke greifen.
Eine starke Abwehr ist ausserdem auf eine gesunde Darmflora angewiesen. Was viele nicht wissen: Rund 80 Prozent unserer Immunzellen sind im Darm beheimatet. Sie funktionieren nur optimal, wenn vor allem förderliche Bakterien im Darm leben. Dafür kann man sorgen, indem man regelmässig probiotische Lebensmittel wie rohes Sauerkraut, Kefir, ungesüssten Naturjoghurt, saure Gurken oder Apfelessig zu sich nimmt. Alternativ gibt es auch hier entsprechende Mittel in der Apotheke.