Das Einatmen gasförmiger Wirkstoffe nennt man inhalieren – lateinisch für anhauchen. In Naturheilkunde und Medizin wird das einfache Verfahren für die Behandlung von Atemwegserkrankungen eingesetzt. Sie lindern Erkältungen und ihre Symptomen wie Schnupfen und Husten.
Gegen die lästigen Symptome einer Erkältung gibt es zwar Medikamente, doch meist kann man gänzlich auf diese verzichten. Eine schonende Möglichkeit, sich Linderung zu verschaffen und den Heilungsprozess zu verkürzen, sind Dampfinhalationen – heilende Dämpfe.
Autorin: Judith Dominguez, 01.15
Gerade im Herbst und Winter sind wir häufig erkältet. Vielleicht glauben deshalb viele, das Wetter sei schuld daran. Kälte, Zugluft oder Nässe sind jedoch nicht die Ursache für Schnupfen, Husten oder Halsweh: Erkältungen sind in der Regel durch Viren verursacht.
Doch Kälte erhöht indirekt die Ansteckungsgefahr. Im Winter halten wir uns lieber in Gebäuden auf und da wir das alle tun, treffen wir während der kalten Jahreszeit mehr Menschen auf engem Raum. Ist auch nur eine Person von einem Virus befallen und hustet oder niest, stecken sich die anderen leicht an. Dazu kommt: In geheizten und schlecht gelüfteten Räumlichkeiten ist die Luft trocken.
Trockene Schleimhäute schützen uns aber wesentlich schlechter vor krankmachenden Viren als gut befeuchtete. Die Nase läuft, es kratzt im Hals und ein hartnäckiger Husten schreckt uns aus dem Schlaf. Bedrohlich ist das kaum, doch unangenehm.
Der gesunde Körper weiss mit diesen lästigen viralen Eindringlingen umzugehen. Kaum sind die Erkältungsviren angekommen, startet das Immunsystem ein ausgeklügeltes Abwehrprogramm. Schnupfen und Husten sind Zeichen dieses Kampfes. Sobald die Nasenschleimhaut fast flüssigen Nasenschleim produziert, werden die Viren beim Schnäuzen und Niesen mechanisch nach draussen befördert. Genau gleich geht das Immunsystem in den Bronchien vor: Sobald der Husten produktiv ist und Schleim abgehustet werden kann, beginnt die Heilung.
Zu Beginn der Erkältung aber sind die Schleimhäute oft trocken, die Nase ist verstopft, die Bronchien schmerzen oder ein unangenehmer Reizhusten plagt uns. Das erhöht das Risiko für Entzündungen auch in den Stirn- oder Nasennebenhöhlen. Unterstützen wir die Schleimhäute durch Befeuchtung, beugen wir einer Verbreitung der Infektion vor, und die Erkältung klingt schneller ab.
Erkältungen bei sonst gesunden Menschen mit Hilfe der eigenen natürlichen Abwehr zu heilen, ist jeder chemischen Behandlung vorzuziehen.
Hat das Immunsystem nämlich eine Aufgabe, stärkt das seine Funktion. Mit jedem erfolgreich abgewehrten Eindringling ist es um eine Erfahrung reicher. Wir werden weniger oft krank, weil wir besser vor krankmachenden Keimen geschützt sind.
Gegen die lästigen Symptome einer Erkältung gibt es zwar Medikamente, doch meist kann man gänzlich auf diese verzichten. Eine schonende Möglichkeit, sich Linderung zu verschaffen und den Heilungsprozess zu verkürzen, ist die Inhalation. Schon in der Antike kannte man diese einfache Behandlungsmethode: So verschrieben die griechischen Ärzte der Antike ihren Patienten das Einatmen von salzhaltiger Luft am Meer. Salz (bzw. Sole, die wässrige Lösung von Salz) bindet Wasser und befeuchtet die Schleimhäute sehr effektiv.
Ganz einfach lässt sich über einer dampfenden Schüssel inhalieren. Hängt man sich auch noch ein Tuch über den Kopf und die Schüssel, so dass keine Dämpfe ungenutzt entweichen, ist der Effekt gross.
Noch einfacher kann man inhalieren, wenn man sich die Brust mit einem sekretlösenden Öl einreibt. Da die Haut warm ist, steigen die Dämpfe von der Brust auf, und wir atmen sie kontinuierlich ein.
Wenn kochendes Wasser vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht, steigt Wasserdampf auf. Flüssigkeiten können wir nun mal nicht einatmen, Gase aber schon. Wasserdampf als Inhalation oder in einem Dampfbad lindert die Symptome in den oberen Atemwegen auch ohne jeglichen Zusatz.
Heisser Dampf tötet keine Viren ab, lindert aber unangenehme Symptome. Der Dampf befeuchtet die gereizten Schleimhäute und erleichtert das Abhusten von Sekreten und das Niesen.
Die körpereigene Abwehr braucht gut angefeuchtete Schleimhäute, um wirkungsvoll gegen die lästigen Eindringlinge vorgehen zu können. Wie die alten Griechen schon vermuteten, wird der heilende Effekt erhöht, wenn dem Wasser etwas Salz zugegeben wird. Es gibt im Handel dafür auch Dampfinhalatoren mit einem Aufsatz, der vor Mund und Nase gehalten werden kann. Das ist besonders dann zu empfehlen, wenn dem Wasser ätherische Öle zugegeben werden, damit diese nicht die Augen reizen.
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Nebelbäder, wie Dampfbäder zutreffend auch genannt werden, sind eine Variante der Sauna. Die Temperaturen sind zwar vergleichsweise tief, doch die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Das römische Dampfbad gehörte in der antiken Tradition zu den Thermen, die mit natürlichen heissen Quellen gespeist wurden.
Im Gegensatz zur einfachen Inhalation ist beim Dampfbad der ganze Körper dem heissen Dampf ausgesetzt. Kräftiges Schwitzen hilft nicht nur, verstopfte Nasen zu öffnen oder trockenen Husten zu
lindern. Das Schwitzen öffnet die Hautporen, fördert die Durchblutung und unterstützt das Immunsystem dabei, jede Erkältung rasch zu überwinden.
Man nehme ungefähr zwei Liter kochendes Wasser, gebe ihm eine Handvoll heilende Kräuter bei und schon haben wir eine einfache und wirkungsvolle Inhalationslösung vorbereitet. Besonders geeignet sind Kräuter, die Menthol enthalten. Dieser Pflanzeninhaltsstoff ist chemisch gesehen ein Alkohol und deshalb in Wasser gut löslich. Heisser Alkohol verdampft und dringt weit in die Atemwege ein.
Anstelle von frischen oder getrockneten Kräutern können auch ätherische Öle oder Salben in kochend heisses Wasser gegeben werden. Das ist besonders für solche Inhaltsstoffe wichtig, die nicht in Wasser, sondern nur in Öl oder Alkohol löslich sind. Dazu gehört der Kampfer, ein lipophiler, also fettliebender Pflanzeninhaltsstoff.
Je nach Kulturkreis werden auch in Dampfbädern ätherische Öle eingesetzt. Sie werden dem Aufgusswasser beigemischt, das man von Zeit zu Zeit auf die glühend heissen Steine giesst.
Je feiner die Tröpfchen sind, desto wirkungsvoller die Inhalation. Für die oberen Atemwege vom Mund bis zum Kehlkopf reicht für das Behandeln von Erkältungen gewöhnlicher Dampf aus. Sollen auch tiefliegende Atemorgane wie Bronchien und Luftröhre gut besprüht werden, sind Aerosole notwendig, ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen und einem Gas. Noch kleinere Teilchen enthält Nebel. Damit können auch die ganz tiefsitzenden Atembläschen, die Alveolen, erreicht werden.
Um mit Nebel zu inhalieren, benötigt man besondere, elektrisch betriebene Geräte. Erkältungen sitzen aber meistens nicht sehr tief, sodass solche Apparaturen nicht nötig sind.
Bei ernsthaften Erkrankungen der Atemwege sind die Betroffenen auf regelmässige Medikamenteneinnahme angewiesen. Das Inhalieren von feinen Partikeln ist eine effektive Art der Verabreichung.
Medikamente für die Atemwege gelangen so ohne Umweg über Magen und Blutbahnen direkt an ihren Bestimmungsort. Auf diese Art reichen viel kleinere Dosen aus; entsprechend vermindert sind unerwünschte Nebenwirkungen.
Mit Treibgas betriebene Inhalationssysteme, so klein, dass sie in jede Handtasche passen, sind besonders für Asthmatiker geeignet. Die Medikamente können damit genau dosiert werden und sind bei jedem Anfall gleich zur Hand. Inhalierhilfen erleichtern auch Menschen das Atmen, die unter einer chronischen obstruktiven Lungenkrankheit (COPD) leiden.
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