Husten kann ein Indikator für Erkältungskrankheiten sein, aber auch andere Gründe haben. Forschende arbeiten gezielt daran, Husten besser zu verstehen. Welche sanften Helfer aus der Natur es gibt und warum man möglichst zärtlich husten sollte.
Text: Andrea Pauli
Husten ist ein lebenswichtiger Reflex, der uns schützt – und doch so lästig. Akuter Husten infolge eines Atemweginfekts ist rasch in der hausärztlichen Praxis diagnostiziert. Schwieriger kann sich die Ursachenforschung gestalten, wenn der Husten chronisch ist. Denn viele verschiedene Krankheiten können Husten auslösen; Hustensensoren finden sich ausser im Bereich der Atemwege auch in Lunge, Brustfell, Herzbeutel, Zwerchfell, Speiseröhre und Magen.
Chronischer Husten kann sowohl Symptom einer Grunderkrankung wie COPD als auch eine eigenständige Erkrankung sein. Interessant ist, dass (abgesehen von Rauchern) zu zwei Dritteln Frauen betroffen sind: «Im Alter zwischen 60 und 80 Jahren ist der Anteil der Frauen mit chronischem Husten um ein Vielfaches grösser als jener der Männer», schreibt die «Medical Tribune». «Grund sind vermutlich die Hirnstrukturen, die den Hustenreiz verarbeiten, die bei Frauen anders ausgeprägt sind als bei Männern», so Prof. Christian Clarenbach, Leitender Arzt an der Klinik für Pneumologie am Unispital Zürich.
Und offenbar hängt der Schweregrad des chronischen Hustens bei jüngeren Frauen mit dem Menstruationszyklus zusammen, vermuten Forschende. Aber auch von einer Hypersensitivität im Atemtrakt ist mit Blick auf Frauen die Rede. Eine Task Force der Europäischen Gesellschaft für Atemwegserkrankungen mit 44 Experten aus 14 Ländern hat dafür plädiert, generell chronischen Husten umzubenennen in «cough-hypersensitivity syndrome» (CHS, deutsch: «Husten-Hypersensitivitäts-Syndrom) und zwar aufgrund der Erkenntnis, dass dem Problem meist eine «Hochregulation peripherer und zentraler neuronaler Mechanismen mit Zunahme der Hustenreflex-Empfindlichkeit» zugrunde liege.
Bei Betroffenen mit chronischem Husten fand man mehr Chemorezeptoren (spezialisierte Sinneszellen, die chemische Reize in der Umgebung wahrnehmen und an das Nervensystem weiterleiten) im Atemtrakt, mehr sensorische Fasern (Nervenfasern, die Informationen von Sinnesrezeptoren im Körper zum Zentralnervensystem leiten) und eine erhöhte Konzentration von Entzündungsmediatoren (körpereigene Stoffe, die eine Entzündungsreaktion einleiten oder aufrechterhalten).

Wissenschaftlerinnen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen haben 2024 ein Modell entwickelt, um Atemwegserkrankungen und deren Behandlung gezielter untersuchen zu können. Bei der «Organ-on-a-Chip»-Methode werden die Atemwege mit Nervenzellen von Patienten im Miniaturmassstab auf Chipgrösse nachgebildet. Forschungsgruppenleiterin Dr. Anja Lena Thiebes interessieren dabei insbesondere die oberen Atemwege. Unterm Mikroskop kann sie mit ihrem Team in den Laboren des Instituts das Gewebe nicht nur wachsen sehen, sie kann vielmehr live beobachten, wie die Zellen auf Reize reagieren und den Einfluss von Medikamenten testen. «Mögliche Reize reichen von kalter Luft bis zu bestimmten Gerüchen. Das Problem der Patientinnen und Patienten ist, dass der Hustenreiz unkontrollierbar ist», erläutert Thiebes. Zukünftig soll es mit dem Forschungsansatz möglich werden, für jede Patientin und jeden Patienten auf Basis eines individuellen Modells eine massgeschneiderte Behandlung zu entwickeln.
Als Husten-Detektiv betätigen kann sich jede und jeder übrigens auch selbst – dank Künstlicher Intelligenz (KI). Bei Resmonics, einer Ausgründung aus der Hochschule St. Gallen (HSG) und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH), tüftelte man in jahrelanger Entwicklungsarbeit eine Methode aus, die nächtliche Hustengeräusche analysiert. Die zugrunde liegende Software heisst ResGuard Med und ist als Medizinprodukt in der Schweiz zugelassen. ResGuard Med zeichnet Geräusche von Atemwegssymptomen auf und zieht daraus Rückschlüsse. In der «myCough»-App, die kostenlos verfügbar ist, liegt der Fokus auf der Messung und Analyse von nächtlichem Husten mithilfe des Smartphones. In einem Ampelsystem wird der Husten interpretiert; die Auswertung hilft einem dann abzuschätzen, ob ein Arztbesuch ratsam ist.
Resmonics unterstützt mit seiner KI auch Spitäler im infektiologischen «Aufspüren». So wurden im Rahmen eines Pilotprojektes Sensoren in öffentlichen Räumen des Kantonsspitals Baden installiert, die die Hintergrundrate des Hustens messen. Man kennt das vom Wartezimmer beim Hausarzt oder vom Pendeln im öffentlichen Verkehr: Zu Beginn der Erkältungssaison wird rundum mehr oder weniger gehustet. Liegt jetzt ein erhöhtes Ansteckungspotenzial vor, ist eine Grippewelle im Anmarsch? Diese Fragen lassen sich nun mit objektiven Daten beantworten, so Dr. Peter Tinschert, CEO und Co-Founder von Resmonics AG. Das bedeutet: Man kann das, was die Sensoren exakt messen, in Korrelation setzen zu den Infektionsdaten der Zukunft – und entsprechend umsichtige Entscheidungen treffen, etwa zur Prävention. Wie wichtig das gerade in einem Spital ist, kann man sich denken. «Wir konnten zeigen, dass sich auf der Grundlage der Hustenrate mehrere Tage im Voraus erkennen lässt, ob es zu einem Anstieg von Infektionen kommt. Die Hustenrate in öffentlichen Räumen des Kantonsspitals korreliert mit der Auslastung der Isolationsbetten zwei bis vier Tage später», so Dr. Tinschert. Das ist ein vorteilhafter Informationsvorsprung gegenüber anderen Erhebungsmethoden, z.B. Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) via Abwassermonitoring oder mittels Nachweis von Viren bei Patienten; diese Daten haben häufig eine Verzögerung von einer Woche und sind nicht hochaufgelöst, also nicht exakt auf den betroffenen Ort bezogen.

Bei Reizhusten helfen Pflanzen mit antitussiver (Hustenreiz unterdrückender) Wirkung, also Schleimstoff-Drogen, die sich wie ein Film schützend auf die gereizte Rachenschleimhaut legen. Hier sind Teezubereitungen ideal. Schleimstoffhaltige Heilpflanzen: Isländisches Moos, Königskerzenblüten, Malvenblüten und -blätter, Lindenblüten, Spitzwegerichblätter, Eibischwurzel und -blätter.
Bei produktivem Husten mit Schleimbildung (z.B. bei Bronchitis) helfen saponinhaltige Heilpflanzen mit schleimlösender und antibakterieller Wirkung. Saponine sind wasserlöslich, eignen sich folglich zur Teezubereitung (Ausnahme: Efeu). Alternative: wässrig-alkoholische Tinkturen. Saponinhaltige Heilpflanzen: Gänseblümchen, Schlüsselblumenblüten und -wurzeln, Efeublätter, Königskerzenblüten, Süssholzwurzel (für Kinder gut geeignet). Gerne eingesetzt werden auch Heilpflanzen mit ätherischen Ölen: Anisfrüchte, Engelwurzwurzeln, Eukalyptusblätter, Kiefer- und Fichtensprossen, Thymiankraut.
Bei krampfartigem Husten (z.B. Keuchhusten oder Pseudokrupp) helfen Heilpflanzen, die über eine spasmolytische, also krampflösende Wirkung verfügen. Spasmolytische Heilpflanzen: Dostkraut, Efeublätter, Thymiankraut, Küchenzwiebel, Süssholzwurzel.